Hier finden Sie eine kurze Erklärung psychotherapeutischer Fachbegriffe und ein kleines Lexikon über die Grundprinzipien der Verhaltenstherapie.

Begriffsübersicht

Therapie

Unter Therapie versteht man viele unterschiedlichen Methoden, die nicht unbedingt mit Psychologie zu tun haben müssen, aber mit Behandlung und Heilung verbunden sind. Das Wort „Therapie“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Dienen, Pflegen, Begleiten“.

Psychotherapie

Dieser Begriff fasst alle psychologischen Therapieverfahren zusammen, die auf die Behandlung von psychischen Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und psychosomatischen Störungen ausgerichtet sind.

Es gibt sehr viele verschiedene Behandlungsansätze in der Psychotherapie. In Deutschland werden vier psychotherapeutische Verfahren vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie anerkannt. Diese sind: die lerntheoretisch begründete Verhaltenstherapie, zwei psychoanalytisch begründeten Verfahren (die analytische Psychotherapie [Psychoanalyse] und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) und die aus der humanistischen Psychologie stammende Gesprächspsychotherapie (Klientenzentrierte Psychotherapie).

Die Gesprächspsychotherapie ist jedoch ein Psychotherapieverfahren, das zwar vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie anerkannt, aber vom Gemeinsamen Bundesausschuss nicht als eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren zugelassen ist. Daher kann dieses Psychotherapieverfahren zurzeit nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden.

Über die Krankenkassen können nur die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie abgerechnet werden. Sie bilden die drei Säulen der Richtlinienpsychotherapie.

Verhaltenstherapie (Abkürzung: VT)

Die Verhaltenstherapie ist ein Heilkundenansatz, der eine Vielzahl unterschiedlicher Behandlungsformen beinhaltet und sich stets an der empirischen psychologischen Forschung orientiert. Sie bietet eine psychotherapeutische Grundorientierung, die lösungsorientiert arbeitet und eine Besserung bzw. Heilung einer Störung anstrebt.

Die Verhaltenstherapie ist unter allen Psychotherapierichtungen am besten empirisch abgesichert und wissenschaftlich erforscht. Die Nachweise ihrer Wirksamkeit wurden in zahlreichen Studien eindeutig erbracht. Dieses Psychotherapieverfahren beruht weitgehend auf lerntheoretisch fundierte Erkenntnisse und betont die Veränderbarkeit des Verhaltens. Verhalten kann sowohl gelernt, als auch „verlernt“ und durch neues Verhalten ersetzt werden. Die Verhaltenstherapie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert und weiterentwickelt. Sie trägt maßgeblich zur fortlaufenden Optimierung gegenwärtiger Behandlungsmethoden bei.

Allgemeine Grundprinzipien der Verhaltenstherapie (nach Margraf & Lieb, 1995)

1. Die Verhaltenstherapie ist empirisch orientiert

Die Verhaltenstherapie berücksichtigt nicht nur Ergebnisse der empirischen Psychologie, sondern auch Erkenntnisse aus anderen Disziplinen, wie z.B. aus der Medizin oder aus den Sozialwissenschaften. Vielversprechende Forschungsergebnisse aus diesen Fachgebieten finden somit einen direkten Weg in die Praxis, um bei der effektiven Bewältigung psychischer Probleme zu helfen.

2. Die Behandlung in der Verhaltenstherapie ist problemorientiert

Die verhaltenstherapeutische Psychotherapie konzentriert sich auf das „Hier und Jetzt“ einer Störung und wendet eine individualisierte Form der Psychotherapie an. Jeder Mensch und jedes Problem ist anders und jeder kann lernen Probleme effektiv zu lösen. Dieser Lernprozess wird in der Verhaltenstherapie angestrebt.

3. Die Verhaltenstherapie setzt an den Problembedingungen an

Man unterscheidet drei verschiedene Arten von Problembedingungen: die vorausbestimmende, auslösende und aufrechthaltende. Probleme werden durch ihre Bedingungen und ihr Verständnis mitverursacht. Aufgabe der Verhaltenstherapie ist es, durch Veränderungen eine dauerhafte Lösung zu ermöglichen. Darüber hinaus verbessern sich die Problemlösefähigkeiten eines Menschen durch eine Verhaltenstherapie. Er kann nach einer erfolgreichen Verhaltenstherapie auch mit anderen Schwierigkeiten im Leben besser umgehen.

4. Die Verhaltenstherapie ist zielorientiert

Ziel der Verhaltenstherapie ist es, das Problem des Klienten zu identifizieren und die Ziele der Verhaltenstherapie zu bestimmen. Die Verhaltenstherapie ist der Weg von der Problembestimmung zur Zielerreichung.
Mit der Lösung des Problems endet auch die Verhaltenstherapie.

5. Die Verhaltenstherapie ist handlungsorientiert

Die Verhaltenstherapie legt viel Wert auf die aktive Teilnahme und Mitarbeit ihrer Patienten. Es ist äußerst wichtig nicht nur zu „wissen“, wo das Problem liegt, sondern Lösungen aktiv zu erarbeiten und neue Handelsweisen mit therapeutischer Hilfe im Alltag auszuprobieren. So können erste Erfolgserlebnisse schon nach einer kurzen Therapiezeit auftreten und dem Patienten helfen bei der zeitlich aufwändigeren, dauerhaften Verbesserung der Problematik motiviert mitzuarbeiten.

6. Die Verhaltenstherapie bedeutet Üben

In der verhaltenstherapeutischen Sitzung werden im geschützten Rahmen neue Verhaltensweisen erarbeitet und ausprobiert. Diese neuen Strategien werden dann mit Anleitung und Unterstützung durch den Psychotherapeuten in den Alltag des Patienten integriert. Hinter jeder neuen Verhaltensweise, die wir uns angeeignet haben, steht viel Übung. Wie man Fahrradfahren nur durch Übung erlernen kann, kann man sich auch nur durch regelmäßige Übung neuer Strategien von seinen „eingefahrenen“ und problematisch gewordenen Verhaltensweisen verabschieden.

7. Die Verhaltenstherapie ist transparent

Die wichtigste Grundlage einer Verhaltenstherapie ist die Transparenz des gesamten Psychotherapieprozesses.
Die Problematik, das Vorgehen und die Therapiemaßnahmen werden mit dem Patienten besprochen und ihm ausführlich erklärt. Ziel ist es, Probleme zu verstehen und entlang des gewählten Behandlungsweges motiviert mitzuarbeiten. Nur wenn der Patient sein Problem und die eingesetzten therapeutischen Methoden versteht, kann er in der Zukunft die erlernten Lösungsstrategien eigenständig und ohne therapeutische Hilfe einsetzen.

8. Die Verhaltenstherapie ist „Hilfe zur Selbsthilfe“

Durch die offene Arbeitsweise und Einbezug des Patienten werden Lösungen nicht nur für die aktuelle Problematik erarbeitet, sondern auch die allgemeine Problemlösefähigkeit gefördert. Patienten erlernen durch eine Verhaltenstherapie einen effektiveren Umgang mit Problemen und können dadurch zukünftige Schwierigkeiten leichter bewältigen.

9. Die Verhaltenstherapie entwickelt sich ständig weiter

Die aktuellen Behandlungsmethoden und ihre theoretischen Grundlagen werden in wissenschaftlichen Studien stets überprüft und evaluiert. Dadurch findet eine kontinuierliche Weiterentwicklung sowohl in der Theorie als auch in der psychotherapeutischen Praxis statt. Von dieser Entwicklung profitieren auch die Patienten, die eine Verhaltenstherapie bestreben.

Wissenschaftlich interessierten Leser/innen empfehle ich folgende Literatur:

Margraf, J. & Lieb, R. (1995). Was ist Verhaltenstherapie? Versuch einer zukunftsoffenen Neucharakterisierung. Editorial. Zeitschrift für Klinische Psychologie, 24, 1-7.

Sozialer Konstruktivismus

Der Soziale Konstruktivismus versteht die Psychotherapie als einen sich fortsetzenden Lernprozess, der auf Verstehen und Verstanden Werden beruht und in dem man lernt, mit sich selbst und der Welt harmonischer zusammen zu leben. Die Thesen des Sozialen Konstruktivismus sind hilfreich, wenn es um zwischenmenschliche Dimensionen oder Probleme geht.
Der Patient kommuniziert auf Augenhöhe mit dem Therapeuten.

Der Gründer dieser Theorie, George Alexander Kelly, betrachtet den Menschen als „Wissenschaftler“, der bereit ist seine Welt zu untersuchen und zu erforschen. Er betont, dass wir uns bei der Erkundung der Umwelt auf unsere subjektiven Wahrnehmungen und Erklärungen verlassen. George A. Kelly behauptet, dass der Mensch seine soziale und physische Umwelt nie ohne Deutung wahrnimmt. Wir empfinden zum Beispiel keine objektiven Temperaturen, sondern Wärme oder Kälte. Jeder Mensch betrachtet und interpretiert eine Situation anders. Es ist gut möglich, dass zwei Menschen ein und dieselbe Situation unterschiedlich interpretieren. Was dem einen als warm erscheint, kann für den anderen bereits kalt sein. Was jemand freundlich meint, kann von einem anderen als verletzend wahrgenommen werden. Genau dieser Punkt wird relevant, wenn im Rahmen der Psychotherapie Konflikte und Beziehungsprobleme zur Sprache gebracht werden.

Der Big-Five Persönlichkeitscheck

Dieses Angebot biete ich als sekundäre Präventionsmaßnahme für Menschen an, die unter dem Gefühl leiden “Es geht mir nicht mehr so gut”.

Im Big-Five-Persönlichkeitscheck wird Ihr individuelles Persönlichkeits-profil im Rahmen von sechs aufeinander folgenden therapeutischen Gesprächen herausgearbeitet. Sie bekommen eine diagnostisch und psychotherapeutisch fundierte Rückmeldung über Ihre Stärken und über die Bereiche die bei Ihnen weniger prägnant erscheinen.

Persönlichkeitseigenschaften bestimmen mit, mit welchen Problemen wir konfrontiert werden. Sie sind aber auch als Ressourcen anzusehen, die uns helfen Ziele zu erreichen und unsere Wünsche zu verwirklichen. Sie liefern wertvolle Hinweise über unsere Stärken und Schwächen. Sie verraten viel über unsere bevorzugten Lösungswege, die sowohl lösungsbringend (adaptiv) als auch krankheitsfördernd (maladaptiv) sein können.

Grundlage ist das Big-Five-Modell, das besagt, dass für Persönlichkeit und Verhalten fünf grundlegende Dimensionen von Bedeutung sind:

  • Extraversion
  • Verträglichkeit
  • Gewissenhaftigkeit
  • Emotionale Stabilität
  • Intellekt/Offenheit

Im Big-Five Persönlichkeitscheck wird nach dem Einführungsgespräch jeder einzelnen Dimension ein voller Termin gewidmet. Sie erhalten detaillierte Erkenntnisse über sich selbst und über Ihre persönlichen Potentiale die Ihnen helfen Ihr seelisches Gleichgewicht wieder herzustellen.

Das Big-Five Modell der Persönlichkeit

Weltweite Forschungen an verschiedenen Alltagsprachen haben ergeben, dass wir insgesamt fünf große Persönlichkeitsdimensionen für die Beurteilung von uns und anderen Menschen verwenden.

Diese Dimensionen werden im Big-Five Modell („Große-Fünf“ Modell“) zusammengefasst. Das Modell bewies sich interkulturell weitgehend als einheitlich und robust. Es liegt die Vermutung nahe, dass Menschen in der ganzen Welt die gleichen fünf Dimensionen für die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Verhalten anwenden. Diese fünf Dimensionen bilden das Big-Five Modell und sie heißen:

Extraversion: Diese Dimension beschreibt die Geselligkeit und soziale Orientierung eines Menschen. Extravertiere („nach außen gerichtet“) Personen beschreiben sich als freundlich und in sozialen Beziehungen aufgeschlossen und sicher. Hoch-extravertierte Menschen nehmen gerne an gesellschaftlichen Ereignissen teil und suchen gezielt die Nähe von anderen Menschen. Personen, bei denen diese Dimension wenig ausgeprägt ist, gelten als introvertiert („nach innen gerichtet“). Introvertierte Menschen sind verschlossener und zurückhaltender. Sie bevorzugen eher Tätigkeiten, die sie alleine ausüben.

Verträglichkeit: Sie ist für die Beziehungsgestaltung wichtig. Hochgradig verträgliche Menschen sind hilfsbereit, können aber manchmal auch schlecht nein sagen. Ist diese Eigenschaft nur gering ausgeprägt, sind die Personen eher misstrauisch gegenüber anderen, geben ungern was aus der Hand und neigen zu Kritik.

Gewissenhaftigkeit: Diese Eigenschaft spielt eine wichtige Rolle in der Art und Weise wie man mit Verpflichtungen (z. B., Termindruck, Ordnung im Haushalt oder Pünktlichkeit) umgeht. Sie kommt in vielen Bereichen des Arbeitslebens und im familiären Zusammenleben zum Tragen. Sehr gewissenhafte Menschen stellen die Erfüllung ihrer Verpflichtungen vor ihre persönlichen Bedürfnisse und leiden häufiger unter beruflichen Überlastungen. Menschen, bei denen diese Eigenschaft gering ausgeprägt ist, haben mit ihren Mitmenschen aufgrund ihrer Unpünktlichkeit oder Unzuverlässigkeit öfter Schwierigkeiten.

Emotionale Stabilität: In den Bereich der emotionalen Stabilität fallen Empfindungen, Gefühle, die vorherrschende Stimmungslage und die emotionale Anpassungsfähigkeit an die Umwelt. Diese Dimension ist vermutlich die wichtigste im Big-Five Modell. Für die Emotionale Instabilität hat die Alltagssprache die meisten Wörter parat. Der Grad der Emotionalen Instabilität gilt als verlässlicher Indikator für psychische Probleme und gesundheitliche Beschwerden. Emotional stabile Menschen sind dagegen ruhiger, ausgeglichener und belastbarer. Sie können den Stress im Alltag besser bewältigen. Emotional instabile Menschen sind empfindsamer, feinfühliger, können aber auch unter angeschlagener Stimmung leiden und von Ängsten betroffen sein.

Intellekt/ Offenheit: Diese Dimension ist dynamischer und kognitiver Natur. Sie umfasst die persönlichen Ressourcen und wird von einigen Forschern auch als „Offenheit für Erfahrung“ aufgefasst. In der ursprünglichen, alltagssprachlichen Form ist diese Dimension durch Wörter gekennzeichnet, die sich auf die intellektuellen Besonderheiten einer Person beziehen (z.B. begabt oder schlau). Diese vielschichtige und lebhaft diskutierte Dimension beinhaltet Persönlichkeitsaspekte wie Neugier, intellektuelle Interessen und Unkonventionalität. Menschen, die ein hohes Maß an Intellekt/ Offenheit besitzen, haben mehr Hobbies und sind in der Regel reiselustiger. Diejenigen, die weniger offen für neue Erfahrungen sind, schätzen die Beständigkeit und Routine in ihrem Leben.

Jede dieser Dimensionen bildet ein Kontinuum. Jeder Mensch verfügt über eine spezifische Ausprägung an diesen Persönlichkeitsfaktoren. Das Zusammenspiel dieser grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale ergibt letztendlich ein individuelles und einzigartiges Persönlichkeitsprofil.